Mittwoch, 20. August 2008

Montanita II

War Montanita gestern abend leer, so ist es heute morgen tot. Allerdings mag ich die Nachsaisonathmosphäre solcher Orte. Wer von jedem einzelnen Touristen leben muss, vertreibt sich die Zeit, indem er die Straße fegt, Surfboards vor dem Laden parallel ausrichtet oder ohnehin nicht gebrauchte Gläser poliert. Einer sitzt auf der Bordsteinkante, schwätzt mit ein paar Kollegen und hat aus unerfindlichen Gründen eine kapitale Python um den Hals hängen. Junge Menschen, die ich für Touristen hielt, verdingen sich als Bedienungen oder Betreuer von Internet-Terminals. Oder sie sind durch das Schieben von Kinderwägen als Ansässige zu erkennen. Der ganze Ort lebt offenbar vom Halligalli am Wochenende.

Nachmittags vergnügen sich diese Leute selbst mit Dingen wie Surfen oder Volleyball, mit denen sie eigentlich ihr Geld verdienen sollten. Ein 40jähriger Eddy Van Halen lustwandelt mit seiner Fender den Strand entlang. Irgendwo muss er Verstärker und Verzerrer versteckt haben. Es klingt, als wären LSD und Bands wie "The Cream" nie aus der Mode gekommen. Dann Sturmwarnung. Endgültig Zeit für die Montaniter, die Sofas ihrer Lokale zu schrubben, und manchem Laden einen neuen Anstrich zu verpassen. Die Python hängt inzwischen einem Mädel um den Hals.

Nachmittags stelle ich fest, dass der "Sprachführer Spanisch" der Firma Langenscheidt einen ziemlich effektiven Grammatikabriss enthält. Das hätte ich mal früher merken sollen.
Abends sind einige neue Anhänger des leichten Lebens aufgetaucht. Die Kirche, vorher voll von Baugerüsten, wird wiedereröffnet. Aus dem "Cafe Insomniac" klingt eine Reggaeversion von "Stairway To Heaven". In einer anderen Bar zeigen sie ein Konzert der Gypsy Kings, die bekanntlich kein Klischee lateinamerikanischer Musik ausgelassen haben. Wieder haben die Straßenhunde bei der Abendunterhaltung eine Nasenspitze vorn.