Mittwoch, 3. September 2008

Cotopaxi II

... Dafür muss ich nun auch die Cotopaxi-Tour alleine machen -- zum einen, weil die Franzosen nicht aus ihrem Verband austreten, zum anderen, weil die Veranstalter darauf achten, dass alle Fahrer im Einsatz sind.

Los geht´s auf 3200 Metern neben dem Hotel. An der Panamericana steigt eine Einheimische mit Töchterchen zu.
Geschätzte zehn Landsleute folgen an einem Parkplatz; sie drücken sich auf Rückbank und Ladefläche zusammen. Den Eingang des Cotopaxi-Nationalparks flankiert der erste Stand mit Inkamützen. Für $10 Eintritt geht´s auf Schotterstraßen bergauf, vorbei an Kieferwäldern, Farnen und Lavafeldern. Auf 3600m werden die Mitfahrer von einem einzigen Mann abgelöst, dem Bergführer Tomas, wie sich herausstellt. Auf einen mit Flechten und Blüten übersähten Canyon folgt auf 3800m ein friedlicher Gletschersee. Allmählich nimmt die Vegetation dann doch ab, und der Cotopaxi zeigt ein paarmal seinen gleichmäßig weißen Kegel hinter den Wolken.

Auf 4500m erreichen wir den Parkplatz; sogar dickbereifte Busse schaffen es hier herauf. Ziel des folgenden Aufstiegs ist das Refugio Jose F. Ribas, das steinerne Basislager f
ür den Gipfel (5897m). Zu Beginn lasse ich Robert und Tomas stehen. Robert bleibt bald ganz zurück, aber Tomas ist im letzten Drittel doch schneller als ich, da in dieser Höhe der Atem meinem Gehtempo nicht mehr hinterherkommt. Der zwischenzeitliche Hagelschnee löst sich auf, und der Cotopaxi wird immer greifbarer. Es ist frisch, aber mit geschätzten fünf Grad C. nicht wirklich kalt. 4800m, mein persönlicher Höhenrekord (3600m, Jungfrausattel) wird hier im Schnee pulverisiert.

Im Refugio gibt es Erinnerungs-T-Shirts und sch
önen Eistee. Der entspannte Tomas bringt mich zu einem Aussichtsvorsprung, wo ein kleiner Wolf über rote Lavasteine spaziert. Er ernährt sich von Kaninchen, erklärt mir Tomas.

Danach geht`s durch weitere Landschaften, die man mit S
üdamerika in Verbindung bringt: ein wunderschönes, von einem Fluss geteiltes Hochtal vor einem Viertausender, saftgrüne Hügel, Wildpferde, hoppelnde Kaninchen, die noch keinem Wolf begegnet sind, und blütenbestickte Strohgrasfelder. Danach eine enge, romantische Schlucht, an deren Ende wir uns bis auf 30m einem riesigen Geierhorst nähern. Zwei Bewohner haben wir gerade wegfliegen sehen.

Das Spätmittagsmenu auf der Rückfahrt ist eine apart gewürzte Bananensuppe, ein Schweinesteak, das ich als Huhn bestellt hatte, und Coca-Tee, dessen Geschmack in seiner dezenten Strenge leicht an Mate erinnert.


Knapp über mir: der Cotopaxi.


Und darunter: ich.