Freitag, 29. August 2008

Riobamba

Um sieben brechen wir auf, um zunächst am Markt von Riobamba ein traditionelles lokales Frühstück einzunehmen: Schweinebraten von einer Sauen, wie sie hier (wie überall in der Stadt) ungezählt im Ganzen gebacken auf den Theken liegen. Dazu trinken wir den Saft von Baumtomaten. Ein älterer Herr trägt ein geschätztes Dutzend ganzer, garer Schweinshaxen unter den Armen. Mein bisher bestes Urlaubsfoto zeigt eine Markfrau, ein appetilich vor ihr liegendes gebratenes Schwein und diverse Marienfiguren an der Wand dahinter.

Danach geht`s mit einem Kleinbus zum Fuß eines Berges, den ich von gegenüber (Osten) bereits kenne: den Tunguruha. Wir laufen durch eine Schneise, die der Vulkan 2006 durch die Hütten geschlagen hat. An einem halbeingestürzten Haus hängt vorne das Dach in Form einzelner Holzplanken herunter. Man erkennt noch gut eine Donald Duck-Figur an der Fassade. Halbquerfeldein kämpfen wir uns einen Pfad auf einen Aussichtshügel hoch. Wilde Truthahne und Kolobris tauchen auf; dabei sorgen kleine schwarze Würmer auf der Haut für eine bessere Durchblutung. Wladimir erklärt, die Eukalyptusbäume hier seien einst importiert worden, um durch ihre wasserspeichernde Wirkung die Moskitos auszutrocknen. Dafür sei heute der Boden dehydriert. Während des Abstiegs tauche ich bei einer Bachüberspringung unfreiwillig mein Hinterteil ins Wasser. Ein Esel steht im Nadelöhr zwischen den den imaginären Weg überwuchernden Pflanzen. Beim Mittagessen (Suppe, Huhn) wird mir klar, was das Einheitliche an der ecuadorianischen Küche ausmacht: Koriander. Dazu trinken wir Cerveza. Dass sich der Tunguruha heute nicht gezeigt hat, brauche ich gar nicht erst zu schreiben.

In dem Dorf Guana gibt es Teppiche mit Eisbärmotiv und Cowboyzubehör zu kaufen. Wir probieren Chicha, eine flüssige lokale Spezialität aus Korn und geplantem Hühnernachwuchs. Es schmeckt wie Eierlikör mit Sahne. Zu neunt müssen wir einen ganzen Liter wegschlucken. "Vinos des Andes" nennt man das Getränk auch. Ich mache mir Sorgen um meinen Cholesterinspiegel.

Am Rand von Riobamba steht eine zebragestreifte Kuh als Momument inmitten eines Kreisverkehrs. Wir speisen zu Abend bei einem ecuadorianischen Chinesen, hier allgemein "Chifa" genannt. Mein Chop Suey schmeckt immerhin nicht nach Glutamat. Für die weitere Abendgestaltung wäre eigentlich Karaoke-Singen vorgesehen, aber Wladys Computer funktioniert nicht. In seinem Pay-TV-Programm entdecken wir dafür die Teenagerkomödie "Who's My Daddy?". Den schlechtesten Film, an den sich alle erinnern können, die in seinen Genuss kommen. Dabei entwickeln wir unser längst babylonisches Sprachgewirr (spanisch, englisch, französisch, deutsch, schwyzerdeutsch) immer weiter.



Schweinebratenfrühstück.


Aber es geht auch um die Wurst.


Von Vulkanasche gestreifter Schuppen.


Anschlag auf die USA?