Samstag, 30. August 2008

Nach Riobamba

Als ich aufwache, ist es schon viertel nach zehn. Ich beeile mich mit Duschen und Anziehen. Merkwürdigerweise sind überall in der Stadt die Rolläden heruntergelassen. Am Freitag? Ein Angestellter meines Hotels "Plantas Y Blancos" fegt die Straße. Sicherheitshalber frage ich ihn nach der Uhrzeit. Sechs Uhr 45, meint er. Meine Uhr muss gestern abend stehengeblieben sein.

In neunzig Minuten bin ich über den Umweg Ambato am Ostbahnhof von Riobamba. Der Richtung folgend, wo die Geschäftsdichte zunimmt, finde ich das Zentrum. Eine quirrlige Großstadt ist das hier, in der sich Essens-, Kommunikations- und Gemischtwarenläden aneinanderreihen. Bereits der erste Fotoshop, den ich betrete, möchte meine Filme entwickeln. Eineinhalb Stunden später sind die Bilder fertig. Sie haben die Ästhetik gealterter Postkarten. Ich hätte meine Cybershot
besser aus dem Flugzeug mitgenommen. In einem der unzähligen Cafes mit einer Raumhöhe von 1.60m und niedriger stoße ich (1.87m) mir ordentlich den Schädel an.

Ich komme bei Wladimir an, der das Couchsurfing-Treffen beherbergt. Er ist 25 und hat schon seine eigene Ökotourismusfirma. Sogleich erzählt er mir, dass meine Dschungeltour Mainstream-Quatsch war. Tendentiell hatte ich das ja schon vermutet. Richtiges Leben gebe es nur im primären Urwald, wo über 30m hohe Bäume Raum für Biodiversität schafften.
Bei der Organisation des Couchsurfing-Treffens hätten einige gegeneinander gewirkt, weshalb weniger Leute kämen als geplant.

Es finden sich dann doch immerhin fünfzehn ein, die folgenden Volksgemeinschaften sind vertreten: Ecuador (7), USA (3), Frankreich (2), Schweiz (2), Deutschland (1). Abends speisen wir in einem echten TexMex-Lokal. Bei den Leuten, die ich über Couchsurfing treffe, wird mir regelmäßig die Ausbaufähigkeit
meines Lebens bewusst: Zum Beispiel schreibt Joshua aus Oklahoma dauerreisend und stressfrei für einen neuen Reiseführer und könnte nicht nur optisch in "Fear and Loathing in Las Vegas" mitspielen. Boris aus Paris ist individuell nach Machu Pichu hochgelaufen, und Felipe aus San Francisco denkt sich in Quito Drehbücher aus.


Tote Sau mit Mordwaffe.